Willkommen
Schön, dass du hergefunden hast. Jetzt bist du sicherlich neugierig, was und wer Limitkunst ist und was wir so machen. Gern erzählen wir dir ein wenig von uns:
Wir sind eine buntgemischte Truppe von erfahrenen Schriftsteller:innen und absoluten Anfänger:innen, die sich im September 2023 auf Initiative der Autorin Maria A. Sinning zusammengetan haben, um der Außenwelt zu zeigen, wie sich das Leben im Limit gestaltet. Das Limit (die Einschränkung), das durch viele Krankheiten existiert. Das Limit, das uns Vieles plötzlich zu nehmen und aus der Bahn zu werfen scheint. Aber das ist nicht immer der Fall. Es gibt auch gute Momente und Augenblicke, die wir (neu) zu schätzen lernen.
Wir fragten Maria A. Sinning, die bereits als Herausgeberin der Bücher Wie Schneewittchen im Sarg und Energiesparmodus ihre eigene Geschichte als Betroffene erzählt und in Ihrem Krimi Jakob hinkt nicht mehr: Ein Freiburg-Krimi über eine Kommissarin schreibt, die wegen schwerem LongCovid zur Ruhe gesetzt ist, wie es zu dem Projekt gekommen ist und wie es sich entwickelt.
Interview
AT: Maria, du hast schon einige Erfahrungen als Autorin machen können. An welchem Punkt in deinem Leben hast du entschieden, zu schreiben?
Maria: "LongCovid hatte mich komplett aus dem aktiven Leben geworfen. Anfangs reichte es, kurz das Haus zu verlassen, um tagelang erschöpft und frierend auf dem Sofa zu liegen. Als es mir etwas besser ging, drängten mich zwei Menschen, die Erfahrungen aufzuschreiben. So kam ich zum Schreiben.
Eigentlich wollte ich immer schon schreiben. Und während mir die Krankheit fast mein komplettes altes Leben nahm, schenkte sie mir an diesem winzigen Punkt ein neues. Kein besonders fairer Tausch, aber immerhin. So half mir das Schreiben, in dem kompletten Umbruch meines Lebens auch die wenigen neuen Möglichkeiten zu entdecken, die sich mir auftaten."
AT: Du hast bereits drei Bücher geschrieben. Zwei handeln von deinen eigenen Erfahrungen mit LongCovid. Daraus könnte man leiten, dass dir das Schreiben Freude bereitete, das Thema für dich aber noch nicht abgeschlossen war. Welchen Einfluss hat das auf das Projekt gehabt?
Maria: "Ja, das stimmt. Durch unsere Online-Selbsthilfegruppe habe ich festgestellt, das es nicht ausreicht, als einzelne Stimme darüber zu schreiben. Ich suchte also Gleichgesinnte mit ähnlichem Hobby. Meine ursprüngliche Idee war, fünf bis zehn Mitbetroffene zu finden, mit denen man eine kleine Sammlung von Kurzgeschichten herausgeben könnte.
Als ich die Idee in der Online-Selbsthilfegruppe formulierte, meldete sich darauf das Zehnfache an Interessierten. Keine 24 Stunden später hatte die neu gegründete Gruppe für das Projekt über 50 Mitglieder und wuchs in den Tagen danach auf rund 70 Personen an. Mit Ruth und Andrea meldeten sich genau die beiden Richtigen, das Projekt zu koordinieren. Kurze Zeit später entstand auch eine Untergruppe zur regelmäßigen Online-„Schreibreise“, in der Texte zu bestimmten Themen entstehen."
AT: Das hört sich nach viel kreativem Potenzial an und war sicherlich mehr, als ursprünglich gedacht?
Maria: "Ja, aus meiner Idee, gemeinsam ein Hobby zu teilen, wurde viel mehr.
Wir Betroffenen haben die Erfahrung gemacht, durch die Krankheit aus allem herauskatapultiert worden zu sein, in das wir uns gesellschaftlich eingebracht haben. Durch das Literaturprojekt wird eine Gruppe schwer betroffener Menschen zu einer neuen Gemeinschaft, die sich in die Gesellschaft einbringt. Die Mitglieder beginnen, zumindest an einem kleinen Punkt, die öffentliche Kultur wieder mitzugestalten. Sie tauschen sich, im Rahmen ihrer gesundheitlichen Möglichkeiten, über ihre Literatur aus und haben Wege gefunden, sich gemeinschaftlich – obgleich entkräftet und von ihrem Sofa aus – auch kulturell in die Welt einzubringen.
Eine Teilnehmerin formulierte, was viele fühlen: 'Es tut so gut, wieder etwas von Wert zu schaffen.“